Hochschuldidaktische Leitprinzipien

Der Bologna-Prozess hat in der Hochschullehre einen tiefgreifenden Wandel von der inputgesteuerten, lehrendenzentrierten Lehre zum lernergebnisorientierten, studierendenzentrierten Lernen eingeleitet.

Die FH BFI Wien hat auf dieser Grundlage vier Leitprinzipien für gute Lehre formuliert.

Lernergebnisorientierung

Im Zuge des Bologna-Prozesses wurde in der Hochschuldidaktik ein Paradigmenwechsel von der inputgesteuerten, lehrerInnenzentrierten Lehre zum lernergebnisorientierten, studierendenzentrierten Lernen eingeleitet.

Ausgangspunkt für die Gestaltung einer Lehrveranstaltung ist nicht mehr die Frage, welche Inhalte vermittelt werden sollen, sondern welche Kompetenzen die Studierenden am Ende eines Lernprozesses haben sollen, was sie können sollen.

Lernziele sind Beschreibungen der angestrebten Lernergebnisse.

Aussagekräftige, transparente Lernziele werden aktiv und handlungsorientiert formuliert, um klar zum Ausdruck zu bringen, was Studierende am Ende eines Lernprozesses konkret können.

Das Arbeiten mit Lernzielen hat eine ganz praktische Bedeutung für den Start von Lehrveranstaltungen:

 

  • Um die Erreichung von Lernzielen zu unterstützen, müssen Lernziele am Beginn einer Lehrveranstaltung klar kommuniziert werden.
  • Besonders hilfreich ist es, wenn die Erreichung von Lernzielen während der Lehrveranstaltung gemeinsam mit Studierenden reflektiert und am Ende mit geeigneten Methoden überprüft wird.
Kompetenzorientierung

Kompetenzorientierte Lehre verbindet Wissenserwerb mit Anwendung von Kenntnissen und Fertigkeiten. Dadurch werden wissenschaftlich fundierte, berufspraktische Fertigkeiten und Kompetenzen entwickelt und ihre wissensbasierte Anwendung gefördert. Wissen und Tun stehen dabei in einem engen Zusammenhang, denn theoretisches, faktenbezogenes und methodisches Wissen sind die Grundlagen für die Bewältigung von berufspraktischen Anforderungen und Aufgabenstellungen.

Kompetenzorientierte Lehre benötigt Lernumgebungen, in denen Studierende Wissen und Fertigkeiten individuell oder in Zusammenarbeit mit anderen erproben und anwenden. Lernumgebungen müssen daher die fordernde, aber bewältigbare Aufgabenstellungen in Verbindung mit realistischen Problemstellungen bereitstellen.

Kompetenzorientierung bedeutet weiters, dass Lernziele unterschiedliche Kompetenzarten zum Ausdruck bringen. Zweckmäßig ist die Unterscheidung zwischen

  • Fachkompetenzen,
  • Methodenkompetenzen,
  • Sozialkompetenzen, sowie
  • personalen Kompetenzen

Für die FH des BFI Wien ist es ein vorrangiges Ziel, je nach Qualifikationszielen eines Studiengangs, Lernziele, Lehrinhalte und Prüfungen verstärkt auf die angestrebten Kompetenzdimensionen auszurichten.

Kompetenzorientierte Lernziele müssen dementsprechend mit kompetenzorientierten Prüfungsmethoden überprüft werden.

Studierendenzentrierung

Wie können Lehrende das eigenverantwortliche und selbstgesteuerte Lernen von Studierenden mit geeigneten Methoden, Aufgaben und Lernumgebungen optimal unterstützen?

Das ist die zentrale Frage der Studierendenzentrierung. Studierendenzentriertes Lernen weist folgende Merkmale auf:

  • Der Schwerpunkt liegt auf aktivem, nicht auf passivem Lernen
  • Kritisches, analytisches Lernen und eigenständige Wissensproduktion steht im Vorderung
  • Studierende übernehmen Eigenverantwortung für Lernprozesse und Lernergebnisse
  • Damit gewinnen Studierende auch mehr Autonomie
  • Lehr- und Lernprozesse werden durch Studierende und Lehrende verstärkt reflektiert

Für Lehrende bedeutet Studierendenzentrierung eine Abkehr von klassischen, einseitigen Formen der Wissensvermittlung und eine Hinwendung zu Lehrformen, die die eigenständige Weiterentwicklung von Wissen und Fähigkeiten in den Mittelpunkt rücken.

Ihre vorrangige Aufgabe besteht darin, das selbstständige Lernen von Studierenden zu fordern und zu fördern. Dafür stellen Lehrende durch Lernziele, Inputs, Aufgabenstellungen, Beispiele, Lernmaterialien und geeignete didaktische Methoden einen geeigneten Rahmen bereit.

Studierendenzentrierte Lehre unterstützt somit Studierende durch geeignete Lehrkonzepte bei der eigenverantwortlichen Erreichung der Lernziele.

Selbstorganisiertes Lernen

Die FH des BFI Wien verfolgt das Ziel, selbstgesteuertes und eigenverantwortliches Lernen zu stärken.

Selbstgesteuertes Lernen ordnet den Studierenden maßgebliche Aufgaben und Rollen im Lehr-/Lernprozess zu. Dies kann die Gestaltung von Lehrsituationen ebenso betreffen wie die Mitwirkung an Leistungsfeststellungen. Dadurch übernehmen Studierende Verantwortung für Zielerreichung, Inhalte und Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen.

Für Lehrende ist selbstgesteuertes Lernen mit einem grundlegenden Rollenwandel verbunden:

 

  • Lehrende beraten und begleiten Lernende verstärkt in Fragen der Planung, der Durchführung und der Evaluation von Lernprozessen.
  • Lehrende müssen in der Lage sein, Lernstrategien zu beschreiben, zu erklären und bei Bedarf mit Studierenden reflektieren.
  • Lehrende steuern Lehr-/Lernprozesse durch Klärung der Rollen und Verantwortlichkeiten der Studierenden.
  • Lehrende geben den Studierenden differenziertes Feedback zur Umsetzung von Lernstrategie, Entwicklung des individuellen Verstehens und Kooperation mit anderen Studierenden.

Von der Lehrendenzentrierung zur Studierendenzentrierung:

In Anlehnung an: Kember, D. (1997) A Reconceptualisation of the Research into University Academics‘ Conceptions of Teaching. Instructional Science 28 (5), pp. 469-490.

Zum weiterlesen: Der ECTS User’s Guide.

Das europäische Rahmendokument für zeitgemäße Lehre.