Distance Learning
Für die Überprüfung von Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen stehen drei Arten von Kriterien bzw. Normen zur Verfügung. Diese bilden die Grundlage für die Beurteilung von Prüfungen.
Kriterienorientierte Normen
Für manche Kompetenzen sind klare, quasi objektive Kriterien gegeben, wann ein Verhalten korrekt oder eine Lösung richtig ist. In vielen Berufen wird nach solchen Normen bemessen, ob eine Arbeit korrekt ausgeführt wurde. Solche Normen sind beispielsweise Projektmanagementstandards oder Normen im Qualitätsmanagement.
Für Prüfungen definieren Lehrende Leistungsstandards wie die Qualität der Bearbeitung von Prüfungsfragen, den Umfang oder die Vollständigkeit der Beantwortung auf der Grundlage eigener Erfahrungswerte meist selbst.
Dabei geht man von der Annahme aus, dass es einen zuverlässigen Maßstab gibt, nach dem die individuellen Antworten bzw. Leistungen bemessen werden können.
Kriterienorientierte Normen sind faktisch der Standard in den meisten Prüfungen, weil in vielen Fachgebieten richtig und falsch eindeutig unterschieden werden kann oder andere objektivierbare Maßstäbe vorhanden sind.
Gruppenorientierte Normen (Sozialnorm)
Bei der Benotung nach gruppenorientierten Normen wird die einzelne Leistung mit der Gruppenleistung verglichen und danach die Note bemessen.
Allerdings ist eine Beurteilung der einzelnen Leistung im Verhältnis zur Leistung aller anderen problematisch und Fairness gegenüber Studierenden ist häufig nicht gewährleistet.
So kann es sein, dass die gleiche Leistung in einer im Durchschnitt leistungsstarken Gruppe schlechter bewertet wird als in einer Gruppe mit schlechten Durchschnittsleistungen. Problematisch ist auch die Gleichsetzung der Durchschnittspunktezahl mit der durchschnittlichen Note. Man geht ja davon aus, dass die Leistungen einer Normalverteilung entsprechend ausfallen. Gerade diese Annahme ist aber oft nicht haltbar.
Aus diesen Gründen werden gruppenorientierte Normen werden in der Regel für Prüfungen nicht empfohlen.
Individualnorm
Bei der Benotung nach Individualnorm wird das Ausmaß der individuellen Entwicklung herangezogen: Lerner A erzielt eine bessere Benotung als Lerner B, weil er einen größeren individuellen Lernzuwachs aufweist. Daher erhält er die bessere Note als B, auch wenn Lerner B ein höheres Wissens bzw. Kompetenzniveau besitzen sollte.
Leistungen werden hier also mit früheren Leistungen oder Kompetenzniveaus derselben Person verglichen und zeigen so persönliche Lernfortschritte auf.
Als Vorteil dieser Norm wird genannt, dass gute wie schwache Studierende an ihren individuellen Kapazitäten gemessen werden.
Nachteile sind, dass es keine Vergleichsmöglichkeit (a) mit den Leistungen anderer oder (b) mit allgemeinen Leistungserwartungen gibt. Ein weiterer Nachteil ist, dass die Verwendung von Indidivualnormen für PrüferInnen sehr aufwändig ist, weil individuelle Bewertungsmaßstäbe auf Basis der individuellen Ausgangsniveaus formuliert werden müssen.