Mündliche Prüfungen
Mündliche Prüfungen können wie schriftliche Prüfungen unterschiedliche Ausprägungen haben: Einzelprüfungen, Referate, Präsentationen und Gruppenprüfungen.
Für mündliche Online-Prüfungen spielen an unserer FH hauptsächlich Einzelprüfungen eine Rolle. Mündliche Prüfungen, die online durchgeführt werden, können sehr unterschiedlich gestaltet werden. Auch hier stehen verschiedene Fragetypen und Aufgabenstellungen zur Verfügung.
Grundsätzlich sind mündliche Prüfungen für die reine Abfrage von Wissen nicht sinnvoll. Dafür sind schriftliche Formate besser geeignet; diese besitzen dafür auch einen höheren Grad an Objektivität.
Für mündliche Prüfungen eignen sich vor allem die Frage-Antwort-Technik, Demonstration und Diskussion. Überlegen Sie sich vor der Prüfung, welche Techniken Sie im Prüfungsgespräch einsetzen wollen.
Frage-Antwort-Technik, Diskussion, Demonstration
Während die Frage-Antwort-Technik für die Überprüfung der Lernzielstufen Wissen, Verstehen und Analysieren geeignet, für höhere Lernziele jedoch weniger geeignet ist, können mittels Diskussion auch komplexere Lernzielstufen erfasst werden.
Bei der Frage-Antwort-Technik wartet der/die PrüferIn zunächst, wie weit der/die Studierende mit der selbstständigen Beantwortung kommen. Häufig ist die Praxis, bei „Anlaufschwierigkeiten“ eine kleine „Starthilfe“ zu geben, z.B. durch Hinweis auf ein Beispiel oder eine konkrete Situation.
Generell sollten Sie bei allen Fragen in mündlichen Prüfungen ein ermunterndes Verhalten an den Tag legen.
Bei Diskussionen geben Sie als PrüferIn Thema und Zielsetzung der Diskussion vor: Ein Thema kann zum Beispiel die Komplexität von Entscheidungssituationen für ManagerInnen sein; die Zielsetzung kann darin bestehen, unterschiedliche Entscheidungstheorien zu erläutern und sie im Hinblick auf unterschiedliche Entscheidungssituationen zu vergleichen.
In der Regel haben die Studierenden das Diskussionsthema so lange zu erörtern, bis die als wichtig erachteten Informationen, Zusammenhänge, Begründungen etc. erörtert wurden oder eine Sättigung der Antwort eintritt: Diese ist in der Regel dann erreicht, wenn die Ausführungen keine neuen Informationen mehr beinhalten.
Bei Diskussionen können PrüferInnen Hinweise geben oder die Richtung beeinflussen, müssen dies aber nicht tun. Wenn Sie es tun, geben Sie allen KandidatInnen die gleichen Chancen.
Für mündliche Online-Prüfungen eignen sich auch kleinere Demonstrationen. Dabei beschreiben bzw. erklären Studierende Sachverhalte an Diagrammen, Modellen, Formeln, kurzen Texten o.ä. Sie können diese Unterlagen in der Videokonferenz-Funktion von Microsoft Teams für beide Seiten sichtbar machen, indem Sie ein vorbereitetes Dokument mit dem/der Studierenden teilen.
Verhalten als PrüferIn
Bei mündlichen Prüfungen empfinden Studierende es oft als unterstützend, wenn Lehrende die Anspannung am Beginn der Prüfung etwas mildern. Als PrüferIn können Sie Studierende zum Beispiel darüber informieren, dass sie sich Notizen machen können.
Vermitteln Sie den Eindruck, dass man es sich in der Situation einrichten kann. Sie können zum Beispiel kurz erklären, dass Sie sich während des Gesprächs ebenfalls Notizen machen werden und der/die Studierende nicht irritiert sein soll, wenn Sie dafür kurz die Augen vom Bildschirm abwenden. Zur Entspannung beitragen kann auch der Hinweis, dass mündliche Online-Prüfungen auch für Sie selbst als PrüferIn neu und ungewohnt sind.
Selbstverständlich ist es Standard auch in Prüfungssituationen, als PrüferIn gendersensibel und diversitätsbewußt zu agieren. Dabei ist grundsätzlich zu beachten, dass im Sinne der Kompetenzorientierung der alleinige Zweck einer mündlichen Prüfung in der Feststellung von Wissen, Fertigkeiten und Kompetenzen besteht. Somit geht es ausschließlich um Sachthemen.
In weiterer Folge bedeutet dies zum einen, dass Fragen, Beispiele, Hinweise und Aufgabenstellungen diskriminierungsfrei zu formulieren sind.
Zum anderen bietet Gender- und Diversitykompetenz PrüferInnen auch die Chance, Prüfungssituationen gender- und diversityrelevant zu gestalten und – beispielsweise – in Diskussionen die Auswirkungen von Entscheidungen und Maßnahmen auf unterschiedliche soziokulturelle Gruppen zu erörtern.
Einige Fragen, die für PrüferInnen in der Vorbereitung selbst hilfreich sein können, sind beispielsweise folgende:
- Welche „Botschaften“ in Bezug auf Gender und Diversity werden durch die Themenwahl und die Formulierung von Prüfungsfragen vermittelt?
- Bietet eine Prüfung auch den Raum, die individuellen Interessen und Erfahrungen der KandidatInnen einzubringen?
- Werden kulturelle Hintergründe wahrgenommen, reflektiert und/oder zu einander in
Beziehung gesetzt? - Gibt es bei der Bearbeitung der gewählten Themen und Fragen für Studierende die Möglichkeit, Bezüge zu eigenen Erfahrungen herzustellen?
- Achte ich in meiner Sprache auf Gender- und Diversityrelevanz und Antidiskriminierung?
- Sind die eventuell verwendeten Texte oder Materialien für alle Studierenden verständlich formuliert?
Die Online-Situation beim mündlichen Prüfen
Da die Situation oft für beide Seiten neu und ungewohnt ist, kann es für die erfolgreiche Bewältigung nur hilfreich sein, wenn sich beide Seiten gut darauf einrichten können.
Beachten Sie als PrüferIn zunächst die geänderte Prüfungsordnung der FH für Online-Prüfungen.
- Informieren Sie ihre Studierenden rechtzeitig, welche Software bzw. welches Tool im Rahmen der Prüfung verwendet wird.
- Hilfreich kann es auch sein, den KandidatInnen im Vorfeld mitzuteilen, wie Sie mit etwaigen technischen Problemen umgehen, z.B. mit der Verwendung von Smartpones bei schlechter Tonqualität.
- Teilen Sie den Studierenden mit, dass Sie die in der Prüfung eingesetzte Technik vorab bereits testen sollen, speziell die Ton- und Bildeinstellungen.
- Teilen Sie den Studierenden auch mit, dass sie rechtzeitig vor Beginn der Prüfung einen gültigen amtlichen Ausweis bereitlegen sollen; auch Unterlagen für das Mitschreiben der Prüfungsfragen oder für Notizen sind sinnvoll.
- Geben Sie ihnen zu verstehen, dass aufgrund der neuen Prüfungssituation kleinere Hoppalas kein Problem sein werden – und dass unerwartete „Unfälle“ ja auf beiden Seiten auftreten können.
- Erinnern Sie Ihre Studierenden am Beginn der Prüfung noch einmal, welche Hilfsmittel zulässig bzw. verboten sind.
- Testen Sie vor der Prüfung unbedingt auch die Funktionsfähigkeit Ihres eigenen Equipments, insbesondere von Bild und Ton.
- Machen Sie sich vor der Prüfung mit den Funktionen des Videoconferencing-Systems in Microsoft Teams vertraut, sodass Sie im Bedarfsfall bei einfachen Schwierigkeiten auch den/die Studierende anleiten können.
- Machen am Beginn der Prüfung auch klar, dass Sie bzw. der/die Vorsitzende die Prüfung leiten.
Quellen:
Hochschule Nordhausen (o.J.) Gender und Diversity in Lehre und Forschung. Implementierung von Gender und Diversity in Lehre und Forschung an Thüringer Hochschulen: Eine Handreichung. Online: www.tkg-info.de (26.03.2020).
Universität Stuttgart (2014) Entscheidungshilfen zur Wahl der Prüfungsform. Eine Handreichung zur Prüfungsgestaltung. Online: https://www.zlw.uni-stuttgart.de/hd/ (03.04.2020).