Multiple Choice-Tests

Mit Multiple Choice-Tests (MC-Tests) verbinden wir häufig die Vorstellung von größeren Abschlussprüfungen. Das deckt aber nur einen Teil ihrer Einsatzmöglichkeiten ab, denn auch kleinere Quizzes und Zwischentests, die mit Fragen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten durchgeführt werden, sind Multiple Choice-Tests. Solche Zwischentests können in Moodle recht einfach eingerichtet werden und erfahrungsgemäß werden sie von Studierenden sehr geschätzt.

Wofür eignen sich MC-Tests?

MC-Tests eignen sich vor allem für Prüfungen

  • mit umfangreichem Stoff,
  • mit Lernergebnissen auf den Niveaus Wissen, Verstehen, Anwenden und Analysieren,
  • die mittels standardisierten Fragen und Antworten geprüft werden können,
  • bei einer größeren Anzahl von Studierenden,
  • und für Prüfungen, bei denen eine hohe Auswertungseffizienz benötigt wird.

Für komplexere Lernziele (Bewerten, Gestalten) eignen sich MC-Tests nur bedingt und dabei sollte berücksichtigt werden, dass der Aufwand für die Konstruktion von entsprechenden Fragen und Antworten deutlich höher ist.

MC-Tests sollten vor allem dann für Online-Prüfungen verwendet werden, wenn diese im Präsenzmodus (z.B. auf Rechnern in einem Prüfungsraum der Hochschule) stattfinden und sichergestellt ist, dass Studierende keine unerlaubten Hilfsmittel verwenden können (z.B. durch entsprechende Safe Exam Browser-Applikationen).

MC-Tests für Online-Prüfungen?

Bei Distance Examinations, bei denen die Studierenden eine Prüfung an einem privaten Arbeitsplatz absolvieren, kann dies nicht oder nur eingeschränkt kontrolliert werden. Daher raten wir, MC-Tests im Rahmen von Distance Learning als zweitbeste Option zu betrachten und eher in Ausnahmefällen durchzuführen.

Grundregeln für Online-MC-Tests
Für den Einsatz von MC-Tests für Online-Prüfungen sollten bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

 

  • Verwenden Sie Multiple Choice-Tests (zwei oder mehr richtige Antworten), keine Single Choice-Tests (nur eine richtige Antwort).
  • Die Fragen und Antwortvorgaben (Items) entsprechen der Idealstruktur (siehe „Aufbau von MC-Tests unten).
  • Im Lernmanagementsystem kann die Reihenfolge der Fragen und Antworten variabel eingestellt werden, sodass die Reihenfolge für jede/n Studierenden unterschiedlich ausfällt.
  • Der MC-Test muss zeitlich eng getaktet sein: Die PrüfungsteilnehmerInnen sollten den Test so zügig bearbeiten müssen, dass die Möglichkeit, etwas nachzuschauen, reduziert wird.
Aufbau von MC-Tests
Die wesentlichen Elemente von MC-Fragen (Items) sind der Fragestamm (bzw. Aufgabenstamm) und die Antwortvorgaben. Die eigentliche Frage- bzw. Problemformulierung ist im Fragestamm bzw. Aufgabenstamm angelegt. Die falschen Antwortmöglichkeiten werden Distraktoren genannt, weil sie von den richtigen Antworten ablenken.

Gute und schlechte Struktur eines MC-Items:

Formulierung von Fragen und Antworten (Items)
Der Fragestamm

  • muss einfach, klar und positiv formuliert sein – vermeiden Sie doppelte Verneinungen und andere Verkomplizierungen;
  • ist in einer Sprache formuliert, die auch in der Lehrveranstaltung verwendet wurde;
  • ist nicht trivial;
  • bezieht sich nur auf einen und nicht mehrere Frageinhalte;
  • muss bei Aufgabenstellungen eine ausreichend genaue Beschreibung des zugrundeliegenden Problems enthalten;
  • kann auch als unvollständiger Satz formuliert sein, der dann von den Antwortoptionen in verschiedener Weise vervollständigt wird.

Die Antwortvorgaben

  • müssen echte Alternativen darstellen: jede Antwortvorgabe muss eindeutig richtig oder falsch sein;
  • anspruchsvoll und nicht zu leicht sein;
  • unabhängig voneinander sein und
  • plausibel sein: Falsche Antworten sollten genauso plausibel, gleich lang und grammatikalisch ähnlich sein wie richtige Antworten;
  • dürfen keine verdeckten Lösungshinweise enthalten
  • und müssen vage Begriffe wie ‘gewöhnlich’, ‘häufig’ oder ‘oft’ ebenso wie absolute Begriffe wie „immer“, „nie“, „ausschließlich“ etc. möglichst vermeiden.

Anzahl und Art der Antwortvorgaben:

Weit verbreitet sind 2 Standardformate von MC-Tests:

Single Choice: 1 eindeutig richtige Antwort und 2-4 weitere, eindeutig falsche Antwortmöglichkeiten.

Multiple Choice (auch Multiple Response): zumindest 2 richtige Antwortmöglichkeiten.

Ein Spezialfall sind sog. „One best Answer-Items“: Es können mehrere Antwortmöglichkeiten in gradueller Abstufung „richtig“ sein, es gibt aber eine eindeutig „beste“ Antwortmöglichkeit.

Bewertungsproblematik
Bei der Bewertung von MC-Tests ist es wichtig, zwischen Single Choice-Tests und Multiple Choice-Tests zu unterscheiden, weil die Bewertungslogiken unterschiedlich sind. Im zweiten Schritt stehen dann innerhalb jeder Option wiederum unterschiedliche Bewertungsschemata zur Verfügung.

Das grundsätzliche Ziel besteht bei allen MC-Optionen in der möglichst gerechten Bewertung. Gerechte Bewertungsschemata helfen, mögliche Beschwerden von Studierenden erst gar nicht aufkommen zu lassen. Damit das so funktioniert, müssen einige Aspekte berücksichtigt werden.

Ratewahrscheinlichkeit minimieren:

Die Ausgangsproblematik ist einfach und zeigt sich schon bei der einfachsten Variante eines Single Choice-Tests: Wenn von zwei Antwortmöglichkeiten eine richtig und eine falsch ist, beträgt die Wahrscheinlichkeit, die richtige auch ohne jede Sachkenntnis zu wählen 50%. Wenn bei einem solchen Test für die richtige Antwort ein Punkt vergeben wird, für die falsche Antwort aber kein Punkt abgezogen wird, erreicht man durch einfaches Raten 50% der richtigen Antworten; damit ist die Bestehensgrenze erreicht und die Prüfung bestanden.

Eine Möglichkeit, bei Single und Multiple Choice-Tests mit einer richtigen Antwort die Ratewahrscheinlichkeit zu verringern ist, die Anzahl der falschen Antworten zu vergrößern. Wenn dies gerecht sein soll, müssen für falsche Antworten Punkteabzüge vergeben werden, sog. Minuspunkte.

Für Maluspunkte k unterschiedliche Systeme

Bei zwei Antwortmöglichkeiten werden pro Frage je ein Punkt abgezogen werden, bei drei Alternativen ein halber Punkt, bei vier Alternativen ein Drittelpunkt usw.

Bewertung von MC-Items (Punkte)
Bei der Bewertung ist es wichtig, zwischen Single Choice-Fragen und Multiple Choice-Fragen zu unterscheiden, weil die Bewertung mit Punkten sehr unterschiedlich ist. Innerhalb beider Optionen gibt es wiederum weitere Bewertungsvarianten, je nachdem, ob sog. „Minuspunkte“ eingesetzt werden sollen oder nicht.

Minuspunkte sind ein Mittel, um möglichst gerechte Bewertungen zu gewährleisten, haben aber auch den Nachteil, dass sie von Studierenden manchmal als ungerecht empfunden werden. Dies vor allem dann, wenn sie zu echten Minuspunkten führen, also bei einer Frage insgesamt auch weniger als null Punkte erzielt werden können. Dies würde die Chance zur positiven Absolvierung eines MC-Tests massiv erschweren. Daher wird oft ein „weiches“ Minussystem empfohlen, das eine negative Gesamtpunktezahl pro Frage verhindert.

Single Choice:

Bei der Bewertung von Single Choice-Fragen nach dem Bonussystem gibt es für eine richtige Antwort einen Punkt, wird eine falsche Antwort angekreuzt, gibt es keinen Punkt. Pro Single Choice-Frage gibt es somit maximal einen Punkt.

Multiple Choice:

Bei Multiple Choice-Fragen ist die Punkteanzahl von der Anzahl der richtigen Antwortmöglichkeiten abhängig. Es wäre hier nicht sinnvoll, Punkte nur für die richtigen Antworten zu vergeben, denn PrüfungsteilnehmerInnen würden dann einfach alle Antworten ankreuzen und somit in jedem Fall die richtigen Antworten „erwischen“ und die maximale Punktezahl dafür erhalten. Um dies zu vermeiden, werden die falschen Antworten mit negativen Punkten belegt.

Damit wird sichergestellt, dass – erstens – Punkte nur für positive Antworten erzielt werden können und – zweitens – für nicht vollständig positiv beantwortete Fragen Punkte abgezogen werden können (Minuspunkte), im schlechtesten Fall aber dennoch nicht weniger als null Punkte pro Frage erzielt werden können.

Das folgende Schema zeigt eine Bewertung mit zwei richtigen aus fünf möglichen Antworten.

Bewertung einer Multiple Choice-Frage bei zwei richtigen aus fünf möglichen Antworten

Quellen:

Krebs, R. (2004) Anleitung zur Herstellung von MC-Fragen und MC-Prüfungen für die ärztliche Ausbildung. Online: www.iml.unibe.ch (17.02.2020)

Leibniz Universität Hannover (2013) Erstellen und Bewerten von Multiple-Choice-Aufgaben. Online: www.zqs.uni-hannover.de (26.03.2020).

ZHAW School of Management and Law (o.J.) Multiple-Choice-Aufgaben. Online: https://digitalcollection.zhaw.ch/handle/11475/14508 (26.03.2020).

Vorlage für Informationsschreiben an Studierende MULTIPLE CHOICE