Open Book-Prüfungen

tt ist istBei Open Book-Prüfungen dürfen Studierende grundsätzlich Mitschriften, Bücher und andere Hilfsmittel für die Beantwortung von Prüfungsaufgaben verwenden. Eine Kontrolle der verwendeten Hilfsmittel ist faktisch nicht möglich – und bei dieser Prüfungsart auch nicht vorgesehen.

Für die Konzeption der Prüfung bedeutet das, dass es bei Open Book-Prüfungen sinnlos wäre, reine Wissensfragen zu stellen.

Die didaktischen Stärken von Open Book-Prüfungen liegen vielmehr in der Prüfung von kritischem Denken und Problemlösungskompetenzen. Aus diesem Grund werden Prüfungsfragen bei Open Book-Prüfungen in der Form von

  • Verständnisfragen,
  • Anwendungsfragen,
  • Analysefragen,
  • Bewertungsfragen, sowie
  • Gestaltungsfragen

gestellt. Nach dem selben Schema werden auch Aufgabenstellungen konzipiert.

Die Formulierung dieser Frage- und Aufgabentypen erfordert meist etwas mehr Aufwand als reine Wissensfragen. Ihr Vorteil besteht andererseits darin, dass mit ihnen die tatsächlich erworbenen Fähigkeiten  differenzierter und zuverlässiger erfasst bzw. beurteilt werden können.

Open Book-Prüfungen mit Moodle

Für die Erstellung von Open Book Prüfungen steht in Moodle das Modul „Aufgaben“ zur Verfügung. Unsere ExpertInnen beraten Sie dazu gerne: elearning@fh-vie.ac.at.

Bitte verwenden Sie für Prüfungen ausschließlich Moodle und nicht Microsoft Teams. MS Teams ist nicht mit der Lehrveranstaltungsadministration und den Studierendendaten verknüpft. Das würde bedeuten, dass Sie zunächst in Microsoft Teams ihre Lehrveranstaltung (= Team) selbstständig anlegen müssen und keine rechtssichere Dokumentation der Prüfung im Online-Modus gewährleistet ist.

 

Welche Punkte sollten bei Open Book-Prüfungen beachtet werden?
Passende Lehrkonzepte für Open Book-Prüfungen

Bedenken Sie, dass die Umstellung auf Online-Varianten von Open Book-Prüfungen auch für Studierende eine neue Erfahrung sein kann. Das ist vor allem dann der Fall, wenn eine Lehrveranstaltung stärker Vermittlungscharakter hatte und weniger diskursiv-reflexive Anteile hatte, nun aber mit einer stark aufgabenorientierten, auf kritisches Denken ausgerichteten Prüfung abgeschlossen werden soll. Für Studierende kann so eine Umstellung  ungewohnt und überraschend sein.

 

  • Adaptieren Sie Ihre Lehrstrategie und planen Sie daher schon in der Lehre aufgabenorientierte, problembezogene Aufgaben und Übungen ein.
  • Bieten Sie in der Lehrveranstaltung Raum für Fragen, Diskussionen und Reflexionen über diese Aufgaben.
  • Informieren Sie Ihre Studierenden frühzeitig darüber, welche Art von Fragen und Aufgaben zur Prüfung gestellt werden.
  • Stellen Sie kleinere Mustertests (auch für Zwischentests oder Lernkontrollfragen geeignet) oder Beispielfragen/-aufgaben zur Verfügung, die den Studierenden eine Vorstellung von der Prüfung selbst geben.
Zeitrahmen

Geben Sie für Online Open Book-Prüfungen einen ausreichenden, dennoch klar definierten Zeitrahmen gemäß der Prüfungsordnung vor, innerhalb dessen die Fragen bzw. Aufgaben zu bearbeiten und abzugeben sind.

Bemessen Sie diesen Rahmen nicht zu knapp und etwas großzügiger als bei einer Prüfung im Präsenzmodus: Stärkere Studierende möchten eventuell besonders viele Hilfsmittel nutzen, schwächere benötigen auch für weniger Hilfsmittel mitunter mehr Zeit.

Informieren Sie Ihre Studierenden vor der Prüfung darüber, dass die Prüfung gerade deshalb zeitkritisch ist, weil sie im Open Book-Format durchgeführt wird. Studierende sollten sich daher nicht darauf verlassen, dass sie bequem Zeit haben, um viele offene Punkte „nachzuschauen“ oder ausführlich etwas nachzulesen.

Die sicherste Variante, eine Open Book-Prüfung gut zu absolvieren, besteht darin, den Stoff schon vorher gut zu beherrschen.

Frage- und Antwortformulierung

Für eine Open Book-Prüfung kann es auch sinnvoll sein, alternative Formate für Fragen und Aufgaben zu formulieren:

Um das Verständnis und die Fähigkeit, etwas erklären zu können, zu prüfen, kann die Aufgabe zum Beispiel darin bestehen, für unterschiedliche Zielgruppen passende Antworten ausformulieren zu lassen. Die Studierenden müssen die Merkmale unterschiedlicher Zielgruppen berücksichtigen und in den Formulierungen differenzierend herausarbeiten, welche Aspekte für unterschiedliche Gruppen besonders zutreffend, charakteristisch, wichtig u.a.m. sind.

Zur Überprüfung der Analysefähigkeit kann die Aufgabe sein, im ersten Schritt die einzelnen Faktoren eines Sachverhalts oder eines Problems aufzulisten, im zweiten Schritt zu formulieren, welche Faktoren wie miteinander zusammenhängen und im dritten Schritt die Haupt

Wenn es um die Fähigkeit zur Anwendung von Methoden geht, kann eine Aufgabe mit drei Komplexitätsstufen gestellt werden: Die erste Stufe sollten alle Studierenden lösen können, die zweite die meisten Studierenden, die dritte Stufe nur exzellente Studierende.

Werfen Sie für weiterführende Beispiele auch einen Blick in die Zusammenstellung von Frage- und Aufgabetypen.

Quellen:

Mägdefrau, J. (2012). Neue Prüfungsformen in einer kompetenzorientierten Hochschullehre – Praxisbericht zum Lehrportfolio-Einsatz in einem erziehungswissenschaftlichen Seminar im Lehramtsstudium. Paradigma – Beiträge aus Forschung und Lehre aus dem Zentrum für Lehrerbildung, Fach- und Hochschuldidaktik, 1(1), 528–542.

Mohanan, K. P. (o.J.) Open Book Examinations. Online: http://iiserpune.ac.in/~mohanan/education.htm (28.03.2020)

Online-Workshop "Konzeption und Implementierung von Open Book-Prüfungen"

30 TeilnehmerInnen haben bei einem spannenden Workshop mitgemacht!

» Aufzeichnung des Workshops

» Präsentation (mit Beispiel-Prüfungsfragen)

Die Absolvierung dieser Didaktik-Plattform wird im Ausmaß von drei Stunden für unser Professional Teaching Certificate angerechnet.