Good Practices aus der Online-Lehre!

Haben auch Sie ein gutes Lehrbeispiel, das Sie mit KollegInnen teilen würden?

Wir freuen uns, wenn Sie uns eine kurze Beschreibung schicken (ideal sind 2000-2500 Zeichen). Gerne  auch mit Links.

Wir kontaktieren Sie dann und stimmen gemeinsam mit Ihnen die Veröffentlichung Ihres Beitrags ab.

Fragen richten Sie bitte an: dietmar.paier@fh-vie.ac.at.

Hier stellen wir Ihnen ausgewählte Good Practices aus der Lehre an unserer FH vor – von KollegInnen, die innovative Konzepte erproben und ihre Erfahrungen weitergeben. In der Online-Lehre hat sich besonders viel getan und viele Kolleg:innen entwicklen ihre LV-Designs ständig weiter.

Alois Strobl: Studierende als Expert:innen für Online Assessments

Studiengang: BAFI

Ziele:

Seit dem ersten Lockdown im März 2020 ist Schummeln in Verbindung mit Online-Prüfungen ein zentrales Thema an Hochschulen. Aus diesem Grund beschäftigte sich dieses Projekt mit der zentralen Frage, wie Online Teaching und Online Assessments so gestaltet werden können, dass sich Studierende mit höherer intrinsischer Motivation auf die Prüfungen vorbereiten und auch motiviert sind, Online-Prüfungen ordnungsgemäß durchzuführen. Diese Fragestellungen wurden in Verbindung mit der Integrierten Lehrveranstaltung „Finanzmathematik“ untersucht, in der Studierende gemeinsam mit ihrem Lektor Möglichkeiten der Gestaltung und Durchführung von Online-Prüfungen untersucht haben. Das Projekt sollte damit auch einen Beitrag zur Qualitätssicherung und zum Wissenstransfers für Lehrende über neue, digitale Prüfungsformen liefern. Ein weiteres Ziel war es, durch die Einbindung von Studierenden und das kooperative Explorieren von Gestaltungsmöglichkeiten die Akzeptanz dieser Prüfungsformen bei Studierenden zu steigern.

Die Ironie bei Online Assessments besteht darin, dass die Schere des Wissens, wie Online-Prüfungen funktionieren, mehr und mehr zugunsten der Studierenden aufgeht. Studierende erwerben schneller Expertise über (aus Sicht der Lehrenden) willkommene und unwillkommene Möglichkeiten, eine Prüfung abzulegen als deren Lehrende. Das bedeutet: Viele Aspekte von Prüfungen werden erst mithilfe von Studierenden sichtbar.

Während es innerhalb der Kolleg:innenschaft darum geht, objektive und reliable Prüfungen abzuhalten und die interne Validität der Punktevergabe abzutesten, z.B. indem KollegInnen Fragen und Aufgabenstellungen von Prüfungen in einem Peer-Review-Prozess überprüfen, werden von Studierenden völlig andere Zusammenhänge aufgedeckt. In der Lehrveranstaltung konnten aufgrund des extrem konstruktiven Zugangs der Studierenden Erkenntnisse gewonnen werden, die angefangen von Gebrauch verschiedener Softwarepakete über das bloße Sammeln und Auswerten von Testergebnissen hinausgehen und zu Empfehlungen geführt haben, die detaillierte Empfehlungen für die Gestaltung von Online Assessments und Online Teaching beinhalten.

Testung und Evaluierung:

Im Projekt wurden unterschiedliche Softwareanwendungen und Tools untersucht. Verschiedene bereits im Einsatz befindliche Softwarelösungen wurden erprobt, zunächst im Unterricht und schließlich bei echten Tests und Prüfungen und gleichzeitig die damit gewonnenen Erfahrungen immer wieder analysiert. Zu den getesteten Softwareanwendungen gehören Teams, Zoom, Skype, Virbela, der Safe Exam Browser, EvaExam, Proctorio sowie die Lernplattformen ILIAS und Moodle. Die Evaluation der Systeme durch die Studierenden umfasst eine Prozessanalyse und eine Analyse der Systemarchitektur und Prüfungssettings. Neben dem Engagement, das die Studierenden an den Tag legten, war unter anderem auch die Akribie, mit der unterschiedliche Variationen von Testsettings entwickelt und umgesetzt wurden, eine beeindruckende Erfahrung in diesem Projekt.

Die Studierenden verglichen die eigenen Ergebnisse darüber hinaus mit Prüfungsmethodiken anderer renommierter Hochschulen, namentlich mit jenen der University of Oxford. Es wurde ein Leitfaden erstellt, welche Massnahmen vor, während und nach der Prüfung gesetzt werden sollen, um eine optimale Prüfungssituation zu schaffen und um Schummeln zu verhindern. In diesem Leitfaden wurden mehrere gangbare Wege aufgelistet und differenziert für Lehrende mit unterschiedlichen Erfahrungsniveaus in Bezug auf digitale Prüfungen beschrieben wurden.

Drei Beispiele für Testsettings:

  1. Bei einer Prüfung auf Moodle mit Multiple Choice Fragen hat der/die StudentIn X den Laptop mit einem HDMI-Anschluss an den Fernseher verbunden. Der Nachhilfelehrer des/der Studenten/Studentin X war vor Ort und stand gegenüber von dem Fernseher. So konnte er die Fragen und die Antwortmöglichkeiten Live mitlesen. Mittels Handzeichen konnte der Nachhilfelehrer dem/der Studenten/Studentin X die Antworten zukommen lassen.
  2. StudentIn X und StudentIn Y konnten sich bei einer Prüfung auf Moodle (Multiple Choice) Fotos von den Fragen gegenseitig schicken. Diese Fotos konnten sie machen, indem sie die Kamera so geneigt haben, dass man nur den Kopf und den Hals der StudentInnen sah, somit bat der versteckte Teil einen guten Platz an, um mit dem Mobiltelefon zu fotografieren.
  3. Bei einer anderen Prüfung war die Angabe in einem Word-Dokument in Form von offenen Fragen erstellt. StudentIn X hat vor der Prüfung eine Zusammenfassung vom Stoff kreiert. Aus dieser konnte sie dann die Fragen suchen, herauskopieren und in ihre Prüfung einfügen. Er/sie gewann Zeit für Fragen, die nicht in seiner/ihrer Mitschrift zu finden waren. In diesem Fall suchte er/sie im Internet nach einer Antwort und schrieb diese in eigene Worte um.

Erarbeitete Lösungen:

Die Studierenden haben mit ihrem Lektor mehrere Quick Fix-Lösungen ausgetestet und darauf aufbauend Low Budget-Empfehlungen ausgearbeitet. Zwei Beispiele, die für die Arbeitsweise im Projekt charakteristisch sind, seien hier vorgestellt. Die meisten Prüfungsszenarien beinhalteten verschiedene Software-Programmen, wobei alle Kombinationen mindestens zwei funktionstüchtige technische Geräte benötigten.

1. Quick Fix-Lösung Level 1:

Hierbei wurden die Software Zoom, Moodle inklusive des Safe Exam Browsers und als Hardware ein Computer / Laptop und ein Handy zur Hand genommen. Das modellierte Szenario, welches wir für den Prüfungsablauf gewählt haben, setzt voraus, dass die Applikation Zoom auf dem Handy installiert und gestartet wird. Das Handy übernimmt die Funktion der Kamera, welche den gesamten Arbeitsplatz (inkl. Tisch, Laptop, Hände und sonstige Hilfsmittel) von der Seite aus einem Abstand von ca. einem Meter erfasst. Wichtig ist dabei, die Stummschaltung auf dem Handy zu aktivieren, da es sonst zu ungewollten Störungen in Form einer Rückkopplung kommen kann. Der Computer / Laptop dient der Übertragung des Bildschirms und der eigentlichen Prüfung.

Auf dem Smartphone des/der Studierenden wird ein Zoom-Meeting gestartet, an dem jeder Prüfling mit eingeschalteter Kamera und u.U. eingeschaltetem Telefon teilnehmen muss. Am PC/Laptop wird die Prüfung in Moodle/MS Teams bearbeitet. Die Prüfungsaufsicht sieht die ganze Zeit den/die PrüfungsteilnehmerIn, den Arbeitsplatz und schaut quasi über die Schulter auf den Monitor. Das Smartphone fällt als Kommunikationsmittel weg, ebenso Online-Anwendungen. Empfohlen wird, zusätzlich maximal 1-2 leere DIN A4-Blätter zu erlauben, die vor der Prüfung in die Kamera zu halten sind. Der Vorteil besteht darin, dass die Routine bzw. die technischen Kenntnisse der Prüfungsaufsicht nur sehr gering zu sein brauchen und den Studierenden viele Möglichkeiten der Leistungsvortäuschung genommen werden. Diese Quick Fix-Lösung werden wir auch in Zukunft anwenden.

Für die Mehrheit der Studierenden war die digitale Prüfung an sich eine neue und ungewohnte digitale Prüfungsumgebung, bei welcher man sich ständig unter Beobachtung gefühlt hat. Vor Beginn der Prüfung wurden die Umgebungen der teilnehmenden Studierenden durch eine 360°-Drehung mit der Kamera kontrolliert. Danach musste die Kamera so platziert werden, dass sie den kompletten Arbeitsplatz, d.h. den Monitor, die Tastatur, eventuelle Unterlagen und den/die Studierenden selbst zeigt. Diese Positionierung wurde vom Lektor einzeln kontrolliert und gegebenenfalls angepasst.

2. Quick Fix-Lösung Level 2:

Auf der nächsthöheren Stufe verdoppeln sich die Überprüfungsmöglichkeiten, wenn eine Zoom-Session nicht nur auf dem Smartphone sondern gleichzeitig auf den PCs/Laptops der KandidatInnen gestartet wird. Jede/r KandidatIn steigt also zweifach in ein Zoom-Meeting ein. Das seitlich aufgestellte Smartphone übernimmt so wie vorher die Funktion der Kamera und des Mikros. Er/sie teilt zusätzlich seinen/ihren Bildschirm mit der Aufsicht, die dann live alles, was auf dem Computer der KandidatInnen zu sehen ist, einsehen kann. Die Bildschirme der Prüflinge sind nur für die Aufsicht und nicht untereinander einsehbar. Auf dem Bildschirm der Aufsicht sind dann die Bilder des Zoom-Meetings der Smartphones (die seitlichen Ansichten) und gleichzeitig die freigegebenen Bildschirme der KandidatInnen zu sehen (siehe Abb. 2 – Link 2).

Erkenntnisse:

Für einen Einblick in die Erkenntnisse des Projekts sei aus dem Projektbericht der Studierenden zitiert:

„Eine der wichtigsten Erkenntnisse nach zahllosen Tests mit stetig steigendem Aufwand war für Lektor und Studierende: Schummeln kann deutlich reduziert, aber nicht zu 100% verhindert werden. Es werden immer wieder neue Wege gefunden und auch genutzt, um während einer Prüfung zu schummeln. Auch in dieser Hinsicht ist die Kreativität der Studierenden beeindruckend. Auch wenn durch Vorkehrungen wie Verständnisfragen oder Open Book – Klausuren mit wenig Zeit die Möglichkeiten des Schummelns eingeschränkt sind, so finden Studierende immer wieder effiziente Wege, um an die richtigen Antworten zu gelangen. Vor allem der Bereich “Beobachtung während der Prüfung” muss grundsätzlich ausgebaut werden, um die StudentInnen am Schummeln zu hindern und um die Leistungswilligen nicht zu demotivieren.

Schwindeln benötigt lösungsorientiertes Denken. Dies ist unbestreitbar und lässt infolge vermeintliche Intelligenz vermuten. Lösungsorientiertes Denken ist ein kleiner Bestandteil der Intelligenz. Wer einen Test in Präsenz bestreitet und es schafft, erfolgreich zu schummeln, hat sich ein gutes System überlegt, welches die Überprüfenden nicht aufdecken haben können. Das hat einen gewissen Charme. Schummeln läuft vor Ort meistens so ab: “Wenn er / sie herschaut, mach ich nichts. Wenn er / sie wegschaut, schau ich auf meine Smartwatch.” Ist das intelligent? Vermutlich lässt sich hier keine überragende geistige Leistungsfähigkeit oder eine Kombination von kognititven Fähigkeiten nachweisen. Die Überprüfungsmethodik entscheidet, wie intelligent der/die Studierende mit seinem erfolgreichen Schummelversuch anzusehen ist. Denn, wenn er/sie es trotz enger Beobachtung schafft zu schummeln, dann handelt es sich um einen ausgeklügelten Plan und einer effizienten und effektiven Kombination der geistigen Fähigkeiten. „Wenn mein Universitätsprofessor in Mathematik mir meine Prüfungsdatei per Mail schickt, und ich als Studentin meinen guten Freund, der Mathematik studiert, darum bitte, dass er mir hilft, dann zeigt dies nicht von besonders hoher Intelligenz, sondern einer 1 + 1 – Fähigkeit.“ (Zitat einer Studentin des 1.Sem). Ob Schummeln bei Onlineprüfungen ein Zeichen von Intelligenz ist oder nicht, hängt vom Prüfungsmodus und der Überprüfung ab. Wird nicht überprüft, dann zeugt das auch nicht von Intelligenz. Wird man streng überwacht und schafft es dennoch erfolgreich zu schummeln, dann ist ein Baustein der Intelligenz (das lösungsorientierte Denken) sehr gut ausgeprägt. Schließlich müssen LektorInnen sich fragen, was die Intentionen ihrer Prüfungen sind. Wenn die Absicht ist, dass Studenten sich mit der Substanz auseinandersetzen, dann wären Take Home – Exams vermutlich die ansprechendste Methode.“

 

Barbara Ebersberger-Fischerlehner: Self study, video production and quizzes

Studiengang: EWUF

Quizzes for practicing and final assessment

The students start with an online activity in form of a Moodle quiz. The scope of this quiz covers the topics which were discussed in the previous class. The quiz serves as a repetition and includes both multiple choice and numerical questions. The professor considers two setups for the quiz – an assignment test where students get points for the final grading or as a learning tool where students can repeat a task many times to learn and to practice.

After the quiz: Meet-up in MS Teams

After the quiz, teacher and students meet for an online-session in Microsoft Teams. Here, the professor presents new material using PPT slides and Excel-exercises by using a digital pen to put comments and explanations on the screen. He tries to keep this online presentations relatively short (0.5 – 1 hour).

The presentation-discussion-exercise-cycle

After this, there is a break and then he assigns students to do an exercise for the next 0.5-1h. This can be an assignment or a practice-realted topic. Then a new online session begins, which is started interactively, discussing the exercise, and after this the professsor continues with online presentation. This cycle – presentation + exercise – repeats up to the end of the planned classes. In his last classes with 7 units scheduled, the class managed 3 such cycles. At the end the students get an assignment project with prolonged deadline. For the final exam it is planned to use Moodle quiz as method of examination.

Markus Guggenberger: Betreuung von Bachelorarbeiten mit MS OneNote

Studiengang: TVM

Die Betreuung von Studierenden, die ihre Bachelorarbeit verfassen ist ein aufwändiger Prozess und erfordert viel Aufmerksamkeit durch den Betreuer. Aufgrund der eingeschränkten Anzahl an Präsenzterminen erscheint es sinnvoll, die Studierenden mit Online-Methoden beim Entstehungsprozess ihrer Bachelorarbeit zu begleiten.

Microsoft-Tools:

Zum Einsatz kommen zwei Tools vom Microsoft:

  • OneDrive – als Dateiablage
  • OneNote Kursnotizbuch – für Interaktion und Kommunikation

Auf klassische E-Mails wurde bewusst verzichtet, da eine lose Aneinanderreihung von E-Mails keinen geschlossenen Kommunikationskanal ergibt.

Arbeitsort: OneNote

In OneDrive erhält jeder Studierende die gleiche Ordnerstruktur, in der Platz für Recherchen, Entwürfe und auch Abgaben der Arbeit angelegt wurden. Zu vorher definierten Abgabezeitpunkten laden die Studierenden ihre Arbeiten in die festgelegten Ordner. Die Endabgabe erfolgt wie üblich in Moodle, dem Standard-Tool unserer FH.

Allgemeine und private Bereiche:

Das OneNote Kursnotizbuch wurde bewusst gewählt, um einen gemeinsamen Arbeitsbereich und einen privaten Bereich für jeden Studierenden zu schaffen. Im gemeinsamen Arbeitsbereich erfolgt die eigentliche Kommunikation, wie z.B. den Austausch von Informationen oder des Zeitplans. Dokumente mit Relevanz für alle Teilnehmer werden hier besprochen und verteilt. Eine Interaktion mit Fragen und Antworten für alle Teilnehmer erfolgt ebenfalls in einem Abschnitt des Kursnotizbuchs. Im privaten Bereich erfolgt das Feedback des Lektors an jeden Studierenden individuell und auf persönlicher Basis, ebenso erfolgt hier die individuelle Kommunikation zwischen Studierendem und Lektor.

Kommunikation on demand:

Der Lektor wendet diese Form der Gruppen- und Individualbetreuung bereits seit mehreren Jahren im Bachelorseminar an und erhielt von den Studierenden stets positives Feedback zu dieser einfachen und klar strukturierten Möglichkeit, Kontakt zwischen Betreuer und Studierenden jederzeit herzustellen. Die zentrale Microsoft-Lösung stellt eine ideale Ergänzung zur Lernplattform Moodle dar.

 

Paier, Schirl-Böck, Nachbagauer, Reitbauer: Digitalisierung der UE "Wissenschaftliches Arbeiten"

Studiengang: PORG

Die Gelegenheit beim Schopf packen geht noch besser, wenn Lehrende zusammenarbeiten. Auf diese Weise wurde der Großteil der Lehrmaterialien in der LV „Wissenschaftliches Arbeiten“ in überschaubarer Zeit völlig neu aufgesetzt, sodass die LV als Online-Lehrveranstaltung mit sehr hohen Selbststudienanteilen durchgeführt werden kann. Von den früheren sieben LV-Einheiten müssen nur noch zwei Termine als Präsenztermine durchgeführt werden.

Die Lernvideo-Quiz-Übung-Hausarbeit-Kombination:

Die Selbststudienphasen bauen auf einer durchgängigen Grundstruktur auf: Anstelle der früheren Präsenzinputs gibt es zu jedem Hauptthema der LV ein Lernvideo, das die Studierenden verpflichtend bearbeiten müssen. Ebenso verpflichtend ist die Durchführung eines Quizzes, das nur beantworten werden kann, wenn das Lernvideo sorgfältig konsumiert wurde. Daran schließt meist eine Übung für die praktische Anwendung an. Alle drei Elemente – Lernvideo, Quiz, Übung – bereiten auf eine der vier Hausarbeiten vor.

Lernvideos:

Die Lernvideos sind weder kurz noch perfekt, sondern dauern 40 Minuten und länger und sind selbst gemacht. Zugegeben: Die ersten Versionen waren nicht umwerfend, aber die Rückmeldungen der Studierenden in der Zwischenevaluierung haben schon nach dem ersten Einsatz der Videos bestätigt, dass diese die wesentlichen Inhalte enthalten und auch die Dauer der Videos angemessen ist.

Für einen Themenbereich wurde anstelle von selbstproduzierten Lernvideos ausgewählte Erklärvideos und Tutorials von Youtube zusammengestellt und ebenfalls mit Quizzes, Übungen und Aufgaben kombiniert.

Lessons learned:

Videos, Quizzes, Übungen und Hausarbeiten müssen – in der genannten Reihenfolge – aufeinander aufbauen. Das erfordert eine inhaltlichen Planung der Lernschritte und eine genaue didaktische Planung welche Themen wie umgesetzt werden.

Bei der Erstellung von Videos sollte vor allem auf den Ton geachtet werden. Gerade dann, wenn ein Video länger dauert, sollten störende Geräusche wie z.B. Hintergrundrauschen oder Knistern vermieden werden. Dafür ist keine Studioausstattung erforderlich, das kann auch mit einem 50 Euro-Mikrophon erreicht werden.

Und: Stress beim Besprechen des Videos gehört am Anfang zwar irgendwie dazu, ist aber wirklich nicht nötig: Studierenden schätzen es nämlich besonders, wenn Lehrende authentisch bleiben – und auch im Video der persönlichen Touch spürbar bleibt. Da dürfen auch mal ein, zwei Versprecher dabei sein!

Stephanie Wöhl: Interaktive Diskussionen und Gruppenarbeit zu Gleichheit und Diversität in der europäischen Beschäftigungspolitik

Studiengang: EWUF MA, ILV Equality and Diversity in Practice: European Employment Policies. A Map Exercise Game

In dieser von Prof.in (FH) Dr.in Stefanie Wöhl geleiteten Integrierten Lehrveranstaltung (ILV) sind alle Lernunterlagen auf Moodle gestellt, angefangen vom Syllabus, dem Workload sowie alle Lernmaterialen wie wissenschaftliche Texte und PowerPoint-Folien der Lehrenden. Zusätzlich werden Live-Chat Funktionen verwendet, mit dem die Studierenden Rückfragen sowohl zum inhaltlichen Ablauf, zu technischen Problemen als auch zu den Inhalten der ILV stellen können.

Virtuelle Sprechstunden

Einmal in der Woche gib es zusätzlich eine virtuelle Sprechstunde, um den Lernprozess zu unterstützen. Zudem wurde mit Microsoft Teams ein Diskussionsforum eingerichtet, in der interaktive Live-Elemente den Unterricht in Form von Kleingruppendiskussionen sowie Diskussionen in der Gesamtgruppe von 16 Studierenden und der Lehrveranstaltungsleiterin begleiten. Dies ist wichtig zu erwähnen, weil dieses Format besonders geeignet ist, wenn die Gruppen nicht zu groß sind.

Zwischenaufgaben auf Moodle

Es werden darüber hinaus auf Moodle Aufgabenordner bereitgestellt, in die die Studierenden Zwischenaufgaben hochladen, die im Rahmen der ILV mit immanenter Leistungsbeurteilung Bestandteil der Gesamtbenotung sind. Es klappt gut, möglichst viele Studierende zu integrieren und an Diskussionen zu beteiligen, die Motivation ist sehr hoch. Dazu trägt auch der aktuelle Themenbezug der LV bei, die die wirtschaftliche und sozialpolitische Entwicklung in Österreich und der Europäischen Union zum Thema hat. Trotz der aktuellen Herausforderungen mit Home Office bzw. Online Präsenz gibt es kaum technische Probleme.

Alois Strobl: Tests mit MS Teams durchführen

Studiengang: BAFI

Die von Prof. (FH) Dr. DI Alois Strobl, MBA, geleitete ILV „Finanzmathematik“ findet im 1. Semester des Bachelorstudiengangs Bank- und Finanzwirtschaft statt.

Probetests für Studierende

Das Prüfungssystem in der LV beginnt mit Probetests  für Studierende. Am Probetest dürfen Studierende teilnehmen, die sich vorher über ein Terminvereinbarungstool für den Test angemeldet haben und eine Webcam und ein Mikrophon zur Verfügung haben. Kamera und Mikrophon bleiben für die gesamte Testdauer eingeschaltet.

Prüfungsangaben im Aufgabenbereich

Die Einladung zum Probetest erfolgt über Microsoft Teams. Der Test besteht aus Berechnungsaufgaben und wurde im Kursnotizbuch von Teams angelegt. Prinzipiell ist der Test als Open Book-Prüfung konzipiert, da eine vollständige Kontrolle der Prüfungssituation nicht möglich ist. Über das Kursnotizbuch ist es möglich, den TeilnehmerInnen die Prüfungsangaben in kürzester Zeit auf einem technisch sicheren Weg in einen individuellen Aufgabenbereich von Teams zu verschieben, sodass alle die Angaben schnell zur Verfügung haben. Es ist daher nicht notwendig, Prüfungsangaben per Email zu verschicken.

Die TestteilnehmerInnen bearbeiten die Aufgaben direkt am PC/Laptop. Der/die PrüferIn kann während der Prüfung die individuellen Bildschirme der Studierenden direkt einsehen und die Bearbeitung der Aufgaben sowie den Prüfungsfortschritt beobachten.

Mehrere Aufsichtspersonen möglich

Beim Probetest wurde der Studiengangsleiter als Aufsichtsperson eingeladen. Es können auch mehrere Aufsichtspersonen eingerichtet werden. Somit ist es möglich, dass mehrere Aufsichtspersonen gleichzeitig mehrere PrüfungsteilnehmerInnen beobachten. Technische Unterbrechungen und Abstürze sind verschmerzbar, denn zum einen können sich die TeilnehmerInnen mit dem Einladungslink wieder in die Prüfung einloggen und zum anderen bleiben alle Bearbeitungen, die sie bis dahin eingegeben haben im System automatisch vollständig gespeichert.

TIPP:

Wichtig ist bei zeitlich begrenzten Online-Tests, die Studierenden zum pünktlichen Erscheinen (= Einloggen) anzuhalten, weil später Hinzukommende über die Testsituation aufgeklärt werden müssen. Das ist für die, die schon an der Prüfung arbeiten, störend, weil die Instruktionen für alle hörbar sind.

Christian Cech: Quizzes and assignments for inherent performance assessment

Studiengang: ARIMA

The integrated course ‚Measurement of Market Riks“ on quantitative methods is held by Prof. (FH) Mag. Dr. Christian Cech where students are supposed not only to get to know new concepts and definitions but also to learn how to calculate and implement numerical tasks. The start of the course in the summer term 2020 was already under the condition of quarantine and up to now two classes took place. For the second class, the professor developed the following online teaching concept which he plans to roll out the whole period of distance learning.

Moodle-Quiz follows discussion

The students start with an online activity in form of a Moodle quiz. The scope of this quiz covers the topics which were discussed in the previous class. The quiz serves as a repetition and includes both multiple choice and numerical questions. The professor considers two setups for the quiz – an assignment test where students get points for the final grading or as a learning tool where students can repeat a task many times to learn and to practice.

Visible explanations

After the quiz, teacher and students meet for an online-session in Microsoft Teams. Here, the professor presents new material using PPT slides and Excel-exercises by using a digital pen to put comments and explanations on the screen. He tries to keep this online presentations relatively short (0.5 – 1 hour). After this, there is a break and then he assigns students to do an exercise for the next 0.5-1h. This can be an assignment or a practice-related topic.

Presentation-exercise-repeats-cycle

Then a new online session begins, which is started interactively, discussing the exercise, and after this the professsor continues with online presentation. This cycle – presentation + exercise – repeats up to the end of the planned classes. In his last classes with 7 units scheduled, the class managed 3 such cycles. At the end the students get an assignment project with prolonged deadline. For the final exam it is planned to use Moodle quiz as method of examination.

Jakob Weinknecht: CRM Practice - Virtuelle Kooperation mit externen Partner:innen

Studiengang: TVM

Am Anfang der von Lektor Jakob Weinknecht geleiteten ILV CRM Practice wurde darauf geachtet, dass sich die Studierenden gut auf der Plattform Microsoft Teams zurechtfinden. Sie erhielten vor dem Start der LV detaillierte Informationen, wie Teams funktioniert und wie sie optimal an der LV teilnehmen können. Weiters wurden auch die Regeln für die virtuelle Zusammenarbeit klar und deutlich kommuniziert.

Virtuelle Kooperation in MS Teams

Eine wesentliche Aufgabe der Studierenden besteht darin, in Gruppen mit einem externen Partner ein reales Projekt zu verwirklichen. Die einzelnen Gruppen arbeiten virtuell über MS Teams zusammen und vereinbaren mit der jeweiligen Ansprechperson des Partnerunternehmens Online-Meetings. Weiters werden die einzelnen Online-Gruppen konkret an einem Übungscase mit MS Dynamics (CRM-Tool) arbeiten.

Online-Kleingruppen

Durch die klaren Anweisungen und Ratschläge vor Beginn der LV konnte ein optimales Zusammenarbeiten sichergestellt werden. Der Lerntransfer wird durch die einzelnen Online-Kleingruppen sichergestellt und auch die Zusammenarbeit und Kommunikation in den virtuellen Kleingruppen funktioniert reibungslos. Als Kontrollgruppe auf Meta-Ebene fungieren dann Fortschrittkontrollen, wo die einzelnen Teams vor der ganzen Klasse ihre (Zwischen-)Ergebnisse präsentieren.

Klare Anweisungen für Gruppenarbeiten

Ein Beispiel für die klare Anweisung zu Gruppenarbeiten: „Halten Sie sich für die Durchführung ihrer Gruppenarbeit an die aktuell gültigen Vorgaben hinsichtlich der Vermeidung sozialer Kontakte und verwenden Sie auch zur Durchführung ihrer Gruppenarbeit Microsoft Teams. Das Werkzeug steht ihnen auch außerhalb dieser LV im Zuge ihres Studiums jederzeit zur Verfügung. Sie können Microsoft Teams umfänglich zur online Zusammenarbeit einsetzen, weitere Tipps hierzu erhalten Sie in unserem nächsten LV-Termin von mir.“

Alois Strobl: Mit Kahoot-Quizzes Finanzmathematik lernen

Studiengang: BAFI

Ziele:

Wie kann eine Lehrveranstaltung wie Finanzmathematik, die traditionell nicht zu den beliebtesten Fächern zählt, so gestaltet werden, dass Studierende selbstorganisiert und mit Spass lernen und dabei verstärkt digitale Medien einsetzen? Diese Frage wurde bei der Integrierten Lehrveranstaltung Finanzmathematik auch deshalb aktuell, weil aufgrund von Umstrukturierungen das für die Integrierte Lehrveranstaltung „Finanzmathematik“ angebotene Tutorium in der bisherigen Form nicht mehr durchgeführt werden konnte. Dadurch war für Studierende eine wichtige Unterstützungsmöglichkeit am Beginn des Studiums in Gefahr, die für den Studienerfolg traditionell sehr bedeutsam war.

Es galt daher zum einen, einen didaktischen Ansatz zu entwickeln, der die Vertiefungs- und Kollaborationsfunktion in einer neuen Form anbietet. Zum anderen sollte die Möglichkeit genutzt werden, um die Selbstorganisationspotenziale der Studierenden zu steigern und gleichzeitig die Vertiefung in das Lehrveranstaltungsthema zu fördern.

Ein Ziel war es daher, durch Förderung der Selbstlernpotenziale die selbstständige, intensive kollaborative Beschäftigung der Studierenden mit einem schwierigen LV-Thema zu steigern. Damit verbunden war auch die Zielsetzung, Studierende als aktive MitgestalterInnen in den Lehr-/Lernprozess einzubinden. Dies wiederum sollte wesentlich durch die Nutzung von digitalen Medien erreicht werden.

Ziel der neuen Lehrmethode ist es damit auch, dass die Studierenden sich eingehend mit der Finanzmathematik beschäftigen, sowohl bei der Ausarbeitung als auch bei der Nutzung von Kahoot in der Lehrveranstaltung. Studierende sollen selbstorganisiert neue Themen erschließen, Aufgaben bearbeiten und dafür Erklärungen formulieren, die auch anderen dabei helfen, finanzmathematische Themen besser zu verstehen. Nicht zuletzt hat das kollaborative Lernen auch eine soziale Funktion, weil durch das Erarbeiten gemeinsamer Erklärungen die Kontakte zwischen erstsemestrigen Studentinnen und Studenten nachhaltig gestärkt werden.

Wie kann man also Studierende dazu bringen, sich möglichst viel grundlegendes Verständnis selbstständig anzueignen? Und wie kann dieser Prozess durch digitale  Medien gefördert werden?

Didaktisches Design:

Die Idee war eine einfache, nämlich, eine spielebasierte Lernplattform wie Kahoot als Lernwerkzeug für Studierende zu nutzen und dieses mit dem Prinzip der Peer Instruction zu verknüpfen, damit Wissen kollaborativ erarbeitet wird und neu erworbenes Wissen und Methoden mit Kommilitoninnen und Kommilitonen geteilt werden kann. Eine weitere Überlegung war, das spielerische Erlernen von neuen Inhalten mithilfe digitalen Tools zu fördern.

Die Grundprinzipien des neuen Lehrveranstaltungskonzepts sind:

  • Einbindung von Kahoot als Lernplattform in die Lehrveranstaltung
  • Aufbereitung des Lehrstoffs in Form einer Game based Learning-Challenge
  • Verankerung von Peer Instruction als Lern- und Lehrprinzip
  • Nutzung von Tablet-PCs als Medien des unmittelbaren Wissenstransfers

Spieleplattform Kahoot:

Kahoot ist eine vielseitig einsetzbare Spieleplattform und lässt im Unterricht Lernerfolge unmittelbar sichtbar werden. Studierendengruppen erhalten in der Lehrveranstaltung die Aufgabe, im Selbststudium „Kahoots“ zu entwickeln. Konkret müssen die Gruppen dabei finanzmathematische Themen in Form von Quizzes aufbereiten, die von anderen in den Präsenzveranstaltungen beantwortet werden müssen. Damit die einzelnen Gruppen sinnvolle Quizzes entwickeln können, müssen sie im Selbststudium die mathematischen Grundlagen festigen und vertiefen. Erst auf dieser Basis können sie Quizfragen entwickeln, die vom Wissen oder zumindest einer begründeten Vermutung über die richtige Antwort bzw. das richtige Ergebnis geleitet sind.

Ein wichtiger Effekt des Konzipierens von Quizzes in der Lerngruppe besteht darin, dass die Studierenden inhaltliche Entscheidungen treffen müssen: Welche Fragen sind wichtig für das Verständnis eines Themas? Wie bereiten wir Fragen auf? Wie formulieren wir richtige bzw. falsche Antworten? Durch den Wettbewerbscharakter sind die Studierenden motiviert, gute, d.h. fachlich bedeutsame, verständliche und beantwortbare Fragen auszuarbeiten, denn jede Gruppe beantwortet nicht nur die Fragen eines Quizzes, sondern beurteilt auch deren Qualität, weil sie wissen, dass sich Quizfragen auf prüfungsrelevante Beispiele beziehen können.

Didaktische Umsetzung:

Die konkrete didaktische Umsetzung beruht auf drei Säulen:

1. Game based Learning mit Quizzes:

Der Lektor erstellt für jede Einheit (je 3-4 akademische Lehreinheiten) ein Kahoot-Quiz für die Studierenden. Diese Quizzes umfassen meist 5 bis 10 Fragen. Die Quizzes werden auf einer Website freigeschaltet. Alle Studierenden sehen auf der Leinwand den Code, der sie zur Teilnahme am Quiz berechtigt. Es ist möglich, dass Studierende an einem Quiz als Einzelpersonen oder als Gruppe teilnehmen. Nach Eingabe des Teilnahmecodes wählt jede/r Teilnehmer/in einen Nickname für das Quiz aus. Die Namensgestaltung sorgt normalerweise schon für gute Stimmung. Nach dem Start des Quizzes erscheint die erste Frage auf der Leinwand. Vier mögliche Antworten, die in verschiedenen Farben gehalten sind, können angeklickt werden. Eine davon ist richtig. Die Zeit für die Beantwortung der Fragen kann verändert werden. Für gewöhnlich benötigen die meisten Fragestellungen zwischen zwei und vier Minuten für die Berechnung und das Auswählen der richtigen Antwort. Für jede richtig beantwortete Frage erhält man je nach Schnelligkeit der Beantwortung bis zu 1000 Punkte, damit auch dann, wenn mehrere Teams alle Fragen richtig beantwortet haben, immer noch ein Ranking erfolgen kann. Nach Ablauf der Zeit wird nach jeder Frage eingeblendet, welche Gruppe wie viele Punkte für die jeweilige Frage erreicht hat. Nach der letzten Frage wird das endgültige Ranking in Form eines Siegertreppchens dargestellt. Die ersten drei Teams werden in jedem Kahoot-Quiz mit einer Kleinigkeit belohnt, die in der Regel die Größe von Gummibärlis erreicht.

2. Peer Instruction I:

Eine Erweiterung erfährt der Einsatz der Quizzes im Rahmen der Peer Instruction. Studierende übernehmen auf freiwilliger Basis die Rolle des Lektors und erstellen für ihre Mitstudierenden eigene Kahoot-Quizzes. Dabei organisieren sie selbstständig die Zusammenstellung von Beispielen. Dies dient auch der Prüfungsvorbereitung, d.h. die Studierenden werden eingeladen, prüfungsrelevante Beispiele so zu zerlegen, dass sie in ein Quiz eingebaut werden können. Die QuizautorInnen übernehmen bei der praktischen Durchführung der Quizzes die Rolle des Vortragenden, rufen also die Webseite auf, starten den Prozess und führen vom Platz des Vortragenden aus durch das Quiz und führen auch die Siegerehrung durch. Ihre KollegInnen nehmen im Rahmen des Unterrichts an diesem Quiz in bekannter Form teil und geben den Gestaltern des Quizzes nach der „Siegerehrung“ Feedback. Dabei hat sich herausgestellt, dass die Ansichten, ob Fragestellungen ein- oder mehrdeutig sind, eine überraschende Aktivierung der Studierenden und eine rege Beteiligung auch derjenigen, die unter normalen Umständen sehr unauffällig agieren, nach sich ziehen. Diese Form der Peer Instruction wird unter Aufsicht des Lektors durchgeführt.

3. Peer Instruction II:

Nach der Siegerehrung und einer Beruhigungsphase sind die GestalterInnen der Quizzes dazu angehalten, auf dem White Board oder am Tablet-PC die Beispiele vollständig vorzurechnen. Das hat den Zweck, dass absolut jeder/jede die einzelnen Rechenschritte auch in Ruhe nachvollziehen kann. Der Tablet-PC ist ein 13“-Thinkpad mit Touchscreen mit umlegbarem Display und einem kapazitiven Pen zur Eingabe von handschriftlichen Anmerkungen. Damit lässt sich in einem gemeinsamen, für alle auf der Leinwand sichtbaren Dokument Schritt für Schritt ein Beispiel darstellen, wobei der/die Schreiber/in dabei mit dem Gesicht zu den Mitstudierenden sitzt, während alle Eingaben auf der Leinwand zu sehen sind. Dadurch wird eine interaktive Kommunikation unter den Studierenden wesentlich erleichtert; die Situation ist auch für den/die Vortragenden deutlich angenehmer als das Rechnen an der Tafel. Falls jemand Anmerkungen machen möchte, die über eine Zwischenfrage deutlich hinausgehen, so kann der Stift ohne Weiteres an den/die Fragesteller/in übergeben werden, der/die dann am Tablet-PC in der eigenen Handschrift und eventuell in einer eigenen Farbe Anmerkungen machen kann, die alle Studierenden live mitverfolgen können. In dieser Phase werden die richtigen Ergebnisse und Vorgehensweisen unter der fachlichen Anleitung des Lektors besprochen, reflektiert und fixiert. Hier wird gemeinsam überlegt, welche Ansätze zu einem richtigen und welche zu einem falschen Ergebnis führen. Mathematik wird zu etwas Diskursivem. Nach Beendigung der Berechnungen und allfälligen Korrekturen wird das mit den handschriftlichen Anmerkungen dokumentierte Ergebnis gespeichert und auf Moodle hochgeladen, wo es allen Studierenden, auch denen, die nicht teilnehmen konnten, zur Verfügung steht. Damit haben alle eine Mitschrift, die tatsächlich dem, was der/die Vortragende auf die „Tafel“ geschrieben hat, entspricht und frei von Fehlern ist.

Studierende lernen und lehren:

Wesentlich für das Lehr-/Lernkonzept ist die schrittweise Integration von Elementen des reziproken Lernens: Zunächst erklärt der Lehrende in der Einführungsphase die Arbeit mit Kahoots und führt mit den Studierenden einige Probedurchgänge durch.

In den nächsten Schritten übernehmen die Studenten und Studentinnen Stück für Stück die Rolle des Lehrenden, erstellen selbstständig Kahoots und übernehmen dann die Auflösung von Quizzes, die dazugehörigen Erklärungen und beantworten die Fragen ihrer KollegInnen. Somit erstellen die Studierenden nicht nur die Aufgaben und Lösungen in Form von Quizzes, sonderen sie übernehmen auch Verantwortung dafür, dass Lösungen für andere nachvollziehbar sind. In den Lehrveranstaltungen zeigt sich, dass die Studierenden dabei einen Ehrgeiz entwickeln, gute Quizzes zu erstellen, was von den QuizteilnehmerInnen auch entsprechend honoriert, oder, falls dies nicht gelingt, unverblümt kritisch festgestellt wird.

Der Lehrende selbst nimmt als regulärer Teilnehmer an den Kahoot-Quizzes teil. In den von den Studierenden gestalteten Lehrveranstaltungssequenzen ist er vorwiegend Beobachter von Lernprozessen und kann sich darauf konzentrieren, bedarfsorientiert zu intervenieren.

Auswirkungen:

1. Leichteres Erlernen von komplexen Lehrinhalten:

Durch die spielerische Aufbereitung eines sehr komplexen Lernstoffes lässt sich das Gelernte einfacher einprägen. Bei Fragen und Verständnisschwierigkeiten kann Kahoot jederzeit gestoppt und über die Fragen diskutiert werden. Das ist besonders deshalb wichtig, weil es immer wieder Situationen gibt, in denen Studierende sich nicht trauen, Fragen zu stellen. Durch die „lockere“, spielerische Atmosphäre, die Kahoot in den Raum bringt, werden diese Barrieren überwunden und Studierende fühlen sich ermutigt, Fragen zu stellen. Somit hat diese neue Lernumgebung eine sehr motivierende Wirkung, sich auf das Thema einzulassen und eigene Fragen überhaupt zu formulieren.

2. Motivation durch spielerischen Wettbewerb:

Durch den Wettbewerbscharakter der Kahoots werden die Studierenden motiviert, ihre Ergebnisse untereinander zu vergleichen und zu reihen. Dies wirkt äußerst motivierend auf die Studierenden. Zudem muss man sich mit den Beispielen deutlich intensiver auseinandersetzen, weil sie zu Quizfragen umgewandelt werden müssen. Diese Fragen können von der gesamten Klasse in einem spielerischen Wettkampf gelöst und der Rechenweg nachbesprochen werden. Ein positiver Nebeneffekt der Gruppenbildung ist, dass die Teilnehmer/innen miteinander kooperieren müssen und, da sie unter Zeitdruck stehen, muss das gemeinsame Erarbeiten der Aufgabenstellung schnell funktionieren. Dies fördert auch die Motivation zur kooperativen Zielerreichung.

3. Selbstorganisiertes, kollaboratives Lernen:

Jede/r Studierende hat vielfältige Möglichkeiten, aber auch die Aufgabe, Kahoots zu gestalten. Dies führt wiederum zu einer Steigerung von Kreativität und lösungsorientiertem Denken, weil sich die Gruppenmitglieder nicht nur in der eigenen Gruppe, sondern auch gemeinsam mit den anderen Gruppen mit einem Thema auseinandersetzen und dieses zu verstehen versuchen müssen. Das Prinzip der „Peer Instruction“ wird somit auf zwei Ebenen genutzt: In der jeweiligen Arbeitsgruppe und zwischen den Arbeitsgruppen. In diesem Lernprozess werden auch die Potenziale informeller sozialer Beziehungen genutzt, denn in vielen Fällen ist es einfacher, eine nicht verstandene Sache von FreundInnen und KollegInnen erklärt zu bekommen als von einem LektorIn, zu dem/r eine größere Distanz herrscht als zu KollegInnen.

4. Vertiefte Auseinandersetzung und Prüfungsrelevanz:

Beim Überarbeiten und Ausarbeiten der Aufgaben für Kahoot beschäftigen sich die Studierenden intensiv mit der Materie und den im Unterricht ausgearbeiteten Kapiteln und erzielen dadurch ein tieferes Verständnis für den Lernstoff. Dies wird durch das Vortragen und Präsentieren von Beispielen und Nachbesprechen des Rechenweges verstärkt. Das, was die Studierenden als gute Lösungen gemeinsam erarbeiten, wird zu prüfungsrelevanten Beispielen. Dieses einfache Prinzip bewirkt eine deutliche Steigerung der intrinsischen Motivation.