Lernziele. Formulieren. Kommunizieren.
Wer gut formulierte Lernziele in der Lehrveranstaltung auch aktiv kommuniziert, macht oft eine interessante Erfahrung: Studierende fragen, was sie tun müssen, um die Lernziele zu erreichen.
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Damit ist bereits ein wichtiger Schritt geschafft, denn damit ist die Aufmerksamkeit der Studierenden erreicht. Was liegt daher näher, als Lernziele informativ und klar zu formulieren?
Für die Formulierung von Lernzielen gibt es bewährte und praktische Schemata. An der FH des BFI Wien arbeiten wir mit der Revised Taxonomy von Lorin Anderson und David Krathwohl.
Lernziele müssen differenziert, d.h. auf unterschiedliche Stufen der Beherrschung oder Bewältigung von Aufgaben bzw. Anforderungen abgestimmt, formuliert werden. Nur dadurch wird eine nach Lernzielstufen differenzierte Beurteilung von Lernergebnissen ermöglicht.
An der FH des BFI Wien wird die Lernzieltaxonomie von Anderson & Krathwohl (2001) verwendet. Diese Lernzieltaxonomie gliedert Lernziele in aufsteigender Komplexitätin in sechs Stufen:
Formulieren:
Für die handlungs- und kompetenzorientierte Formulierung von Lernzielen werden aktive Verben verwendet.
Formulierungen wie „Studierende erwerben grundlegendes Wissen über …“, „entwickeln Verständnis von …“, „werden mit … vertraut gemacht“, „erwerben vertiefende Einblicke“ und ähnliche Formulierungen sollten jedenfalls vermieden werden, denn sie bieten keine gute Grundlage für die Entwicklung und Anwendung von kompetenzorientierten Prüfungsformaten.
Spezifikation von Lernzielstufen:
Lernzielstufe | Beispiele | Aktive Verben |
1. Erinnern
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Auf erworbenes Wissen zugreifen; Merkmale von Sachverhalten benennen; Wissen über Fakten, Methoden und Theorien zum Ausdruck bringen
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auswählen, benennen, berichten, beschreiben, darstellen, definieren, deuten, einordnen, entnehmen, erzählen, feststellen, gliedern, kennzeichnen, messen, ordnen, präzisieren, schreiben, wiederholen |
2. Verstehen
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Bedeutung von Informationen erläutern; Zusammenhänge herstellen, Unterschiede erläutern, Vergleiche anstellen, Teilinformationen (re-) kombinieren, Voraussagen treffen; Informationen in eigenen Worten wiedergeben. | begründen, deuten, einordnen, erklären, erläutern, interpretieren, ordnen, präzisieren, prognostizieren, übersetzen, übertragen, umschreiben, unterscheiden, vergleichen, wiedergeben |
3. Anwenden
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Kenntnisse, Methoden und Techniken auf unbekannte Situationen, Aufgaben und Problemstellungen anwenden; Handlungsabläufe ausführen.
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ausführen, berechnen, benutzen, bestimmen, beweisen, Beispiele geben, durchführen, finden, formatieren, formulieren, einsetzen, entwerfen, entwickeln, lösen, illustrieren, modifizieren, veranschaulichen, verifizieren, vorbereiten, übersetzen |
4. Analysieren
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Modelle, Verfahren oder Strukturen in deren Bestandteile zerlegen; Beziehungen und Strukturen identifizieren; Unterschiede zwischen Standpunkten und Meinungen bestimmen; relevante von nicht-relevanten Informationen trennen. | ableiten, auflösen, diagnostizieren, erheben, erkennen, folgern, gegenüberstellen, gliedern, identifizieren, isolieren, klassifizieren, nachweisen, schlussfolgern, unterscheiden, untersuchen, verallgemeinern, vergleichen, zerlegen, zuordnen |
5. Beurteilen
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Handlungsweisen, Produkte und Verfahren anhand ausgewählter Parameter vergleichend bewerten; Urteile aufgrund von Kriterien oder Standards abgeben; Entscheidungen auf Grundlage zweckmäßiger Kriterien treffen und begründen. | argumentieren, auswählen, beurteilen, bewerten, einstufen, einschätzen, erproben, empfehlen, entscheiden, überprüfen, umformulieren, unterscheiden, verändern, vergleichen, vorschlagen, widerlegen |
6. (Er-)Schaffen
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Konzepte, Produkte, Verfahren etc. entwickeln; Entwicklungsprozesse planen und umsetzen; Elemente auf neuartige Weise zu einem kohärenten oder funktionierenden Ganzen zusammenfügen. | ausarbeiten, erfinden, erstellen, erzeugen, gestalten, produzieren, kombinieren, integrieren, optimieren, planen, regeln, reorganisieren, strukturieren, transferieren, umgestalten, verfassen, zusammensetzen |
Anderson, L. W. & Krathwohl, D. R. (2001) A taxonomy for learning, teaching, and assessing, New York: Longman.
TIPP: Unterscheiden Sie bei den Lernzielen zwischen Fach-, Methoden, Sozial- und Selbstkompetenzen
Hier finden Sie eine Beschreibung dieser Kompetenztypen mit Beispielen.
Im Nationalen Qualifikationsrahmen (NQR) finden Sie weiterführende Informationen und generische Definitionen der angestrebten Lernergebnisse für Bachelorlevel (Niveau 6) und Masterlevel (Niveau 7).